Schriftgröße: Sprache:DetailansichtDetailansicht
» CWWN » Aktuelles / Presse

14.08.2023

Johannes Oerding gibt Geheim-Konzert

Vor seinem Heimspiel vor 13.500 Zuschauern in Kapellen, ließ es sich der Popstar nicht nehmen, auch in Hamb in der Wohnanlage für Menschen mit Behinderung, St. Bernardin, aufzutreten. Das Konzert war gut gehütetes Geheimnis.

RP

VON BEATE WYGLENDA

SONSBECK | Johannes Oerdings Open-Air-Konzert vor 13.500 Zuschauern in Kapellen am Samstag gilt seit Monaten als Riesen-Event, ein gut gehütetes Geheimnis hingegen war sein Auftritt einen Tag zuvor in Hamb. Der bekannte Popsänger und Songwriter ließ es sich vor seinem Heimspiel nicht nehmen, die Einrichtung für Menschen mit Behinderung, St. Bernardin, zu besuchen. Dort wurde am Freitag ein 150 Jahre altes Steinway-Klavier, das nach Jahrzehnten wiederentdeckt und restauriert worden ist, eingeweiht. Oerding gab darauf einige seiner Lieder zum Besten.

„Ich habe von der Geschichte des Klaviers gehört und bin neugierig geworden“, sagte er bei seinem Überraschungsbesuch. „Es gibt nichts Schöneres, als solch einem alten Instrument neues Leben zu geben.“

Wie berichtet, stand das Klavier über Jahrzehnte unbespielt und unbeachtet unter einer Abdeckplane in einer Ecke der Wohnanlage St. Bernardin. Dann stellte sich heraus: Es ist ein Original von 1897 des berühmten Herstellers Steinway.

Doch das wertvolle Stück war in einem grauenvollen Zustand, war 1933 das letzte Mal gewartet worden. Im Inneren befand sich sogar ein verlassenes Vogelnest. Die Restaurierung sollte laut Gutachter rund 20.000 Euro kosten. „Daraufhin war das Thema schnell wieder vom Tisch“, erzählte Einrichtungsleiter Thomas Wilmsen. „So schön so ein Original-Steinway auch ist, wir müssen unser Geld verwenden, um unsere Bewohner zu versorgen.“

Durch einen Zufall erfuhr die Firma Elten Sicherheitsschuhe aus Uedem von dem Klavier und erklärte sich bereit, die Kosten zu übernehmen. „Mir hat die Idee gefallen, vor Ort Menschen mit Handicap zu unterstützen, die immer ein bisschen am Rande der Gesellschaft stehen“, sagte Mit-Gesellschaftin Anja Aymans beim Konzert. Sie selbst gehörte zu den wenigen Eingeweihten, die von Johannes Oerdings Auftritt wussten. „Ich bin ein Fan seiner Musik und finde es wunderbar, dass er sich seiner Heimat so verbunden fühlt“, sagte Aymans.

Und seine Verbundenheit brachte der aus Kapellen stammende Popstar bei seinem Überraschungsbesuch immer wieder zum Ausdruck. Sein Lied „Heimat“ moderierte er mit den Worten an: „Es passt einfach gut hierher und macht deutlich, wie ich mich gerade fühle.“ Ebenso spielte und sang er seinen Song „An guten Tagen“ und als Zugabe das Lied „Kreise“.

Sein Publikum: gerade einmal rund 200 Menschen, überwiegend Bewohner der Wohnanlage St. Bernardin. Doch die kleine Zuhörerschaft hatte es in sich. Sie begrüßte Johannes Oerding mit ohrenbetäubendem Beifall, ließ ihn nicht ohne Zugabe gehen. „Wow, ich merke gerade, hierbei nervöser zu sein, als vor fast 14.000 Zuschauern“, sagte der Popstar nach dem ersten Lied lächelnd.

Insgesamt gab sich Johannes Oerding sehr nahbar. Nach seinem knapp 40-minütigen Auftritt nahm er sich noch etwas Zeit für Fotos. Viele Gäste begrüßte er mit Handschlag. Als er sich ans Klavier setzte, entschuldigte er sich zunächst, „bei weitem nicht an die Fähigkeiten heranzureichen“, die sein Kumpel aus Schulzeiten, Christian Klaessen, zuvor am Steinway dargeboten hatte. „Ich singe einfach lauter, dann fällt das nicht so auf“, scherzte der Popstar bei seinem Auftritt.

Als der Applaus auch nach der Zugabe endlich verstummt war, versprach Johannes Oerding, wiederzukommen. „Und dann machen wir ein richtiges Konzert hier im Haus“, sagte er. Bis dahin, so sein Wunsch, solle aber noch viel Musik auf dem wiederentdeckten Steinway-Klavier gespielt werden.

Der Deal sollte klappen. Nach jahrzehntelanger Pause wurde in der Sonsbecker Einrichtung, die in Trägerschaft der Caritas Wohn- und Werkstätten Niederrhein (CWWN) liegt, der Klavier-Unterricht wieder aufgenommen. Einmal die Woche üben zwei Bewohner mit Handicap bei einem Profi. „Bei der Restaurierung des Klaviers ging es ja nicht nur darum, einen kulturellen Schatz zu bewahren, sondern auch darum, Menschen den Zugang zur Kultur zu ermöglichen, die nicht eben so ins Konzerthaus gehen können“, erklärte der CWWN-Geschäftsführer Wolfram Teschner.

Vielleicht bietet sich bei Johannes Oerdings nächstem Besuch in St. Bernardin also sogar ein Klavier-Duett an.

RP-Foto: Armin Fischer

 

» zurück zur Übersicht