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14.07.2023

Gelingende Teilhabe von Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf

CBP-Info 3/Juli 2023

"Werkstattintegrierte Arbeitsplätze" in den Caritas Wohn- und Werkstätten Niederrhein erlauben die Zusammenstellung neuer Gruppen. Dank eines hohen Zusammenhalts bringen sie auch zuvor im Assistenz- und Arbeitsbereich Beschäftigte mit komplexer Behinderung direkt in die Produktion.

Nicht nur im Zuge der Diskussion um den Zugang zur WfbM im Rahmen des BTHGs ist die Teilhabe von Menschen mit komplexen Behinderungen noch einmal aktueller geworden, sondern auch aufgrund der grundsätzlichen Diskussion in Politik, Wissenschaft und Praxis.

Aufgrund des „NRW-Weges“ gehören Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf ganz natürlich in die WfbM in NRW. Aber auch wir in der NRW-Werkstattszene müssen uns immer wieder fragen, ob es eine bloße Teilnahmemöglichkeit ist oder wirklich eine Teilhabe am Arbeitsleben. Natürlich gibt es immer wieder „Leuchtturmprojekte“, die Menschen mit komplexen Behinderungen die Möglichkeit bieten, auf betriebsintegrierten ausgelagerten Arbeitsplätzen tätig zu sein – auch wir als CWWN konnten dies bereits anbieten – aber es bleiben leider immer Ausnahmen. Und auch in den NRW-Werkstätten selber funktioniert die Teilhabe am Arbeitsleben zwar durch vielfältige konzeptionelle und kreative Ideen – aber oft auch nur innerhalb spezieller Gruppen/Arbeitsbereiche für diesen Personenkreis.

Die Caritas Werkstätten Niederrhein haben innerhalb der Zweigstelle Duisburg-Rheinhausen einen anderen Weg eingeschlagen: Hier sind Menschen mit komplexer Behinderung in „normale“ Arbeits-/Produktionsgruppen komplett integriert haben, in die sogenannten Werkstattintegrierten Arbeitsplätze (WiAP). Mit personenzentriert abgestimmten Personalschlüsseln (Zusatzpersonal), entsprechenden Vorrichtungen und Arbeitshilfen, vor allem aber auch durch einen Prozess des Ausprobierens und aufeinander zugehen sowie des Eingehens auf viel Skepsis, ist es gelungen, in mittlerweile drei Arbeits-/Produktionsgruppen Menschen mit komplexen Behinderungen komplett zu integrieren, nicht nur bezüglich ihrer sozialen Teilhabe sondern auch durch komplette Einbindung in Produktionsprozesse. Die Menschen haben sich dadurch persönlich und beruflich sehr weiter entwickeln können.

Schritte des Gelingens

Bereits 2015 wurde der erste Schritt in Richtung Werkstattintegrierte Arbeitsplätze gemacht. Es wurde eine Gruppe von beschäftigten Mitarbeitenden aus dem Assistenz- und Arbeitsbereich (AAB) – ein Bereich für Menschen mit komplexen Behinderungen - mit einem eigenen Produkt in einer Produktionsgruppe verortet. Die Idee war, dass die Mitarbeitenden dort durch die anderen Rahmenbedingungen der Produktion profitieren und sich besser auf ihre neue Tätigkeit einlassen konnten. So wechselte eine Gruppenleiterin mit vier Beschäftigten in eine Montagegruppe und sie bekamen einen eigenen Bereich mit vier Schreddern. Schnell stellte sich heraus, dass die Idee gefruchtet hatte. Einer der beschäftigten Mitarbeiter musste nach kürzester Zeit nicht mehr vom Bus abgeholt und in die Gruppe begleitet werden. Auch die Pausenzeiten konnte er auf einmal eigenständig einhalten. Er ging mit den anderen Gruppenmitgliedern der Produktionsgruppe selbständig zurück in den Arbeitsbereich. Auch bei den anderen Mitgliedern aus dem (ehemaligen) AAB stellten sich schnell Erfolge und Entwicklung ein.

So wurde 2018 ein zweiter Versuch gestartet. Diesmal aber nicht mit einer eigenen Pduktion, wie die Schredderarbeiten. Nun sollten die Teilnehmenden aus dem AAB integriert in der Gruppe an der originären Produktion mitarbeiten. Durch eine motivierte Kollegin aus dem AAB und einem engagierten Kollegen aus der Produktionsgruppe wurde auch dieser Versuch ein voller Erfolg. Die Beiden wurden schnell ein Team und nahmen die Mitglieder sowohl aus dem AAB als auch aus der Produktionsgruppe mit auf diesen Weg. Heute sind in dieser Gruppe neun beschäftigte Mitarbeitende und zwei Gruppenleitungen des AAB’s integriert. Die beschäftigten Mitarbeiter*innen der eigentlichen Produktionsgruppe sagen, sie können sich das gar nicht mehr anders vorstellen. Sie nehmen gegenseitig aufeinander Rücksicht und arbeiten Hand in Hand. Wenn einer aus dem AAB einen Arbeitsschritt nicht schafft, übernimmt ihn ein anderes Gruppenmitglied. Das Zusammengehörigkeitsgefühl als Gruppe ist hoch

Voriges Jahr wurde die dritte WiAp-Gruppe eröffnet. Mit einer schrittweisen Erweiterung soll die Gruppe bis September mit acht Plätzen und zwei Gruppenleitungen in einer weiteren Produktionsgruppe integriert sein.

 

Zu den Bildern:

Gemeinsames Arbeiten und Unterstützung. Claudia Pastowski, eine beschäftigte Mitarbeiterin aus der Industriemontage 2, zusammen mit Bican Karail, einem beschäftigten Mitarbeiter aus dem Assistenz- und Arbeitsbereich längen gemeinsam Ketten ab.

Verstehen sich gut. Selman Kurum (beschäftigte Mitarbeiter aus dem Assistenz- und Arbeitsbereich) und Janina Bendriss (beschäftigte Mitarbeiterin aus der Verpackung 2). Sie arbeiten gemeinsam in einer Produktionsstraße.

 

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