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14.06.2021

Rheinbergs erste Impfbanane

NRZ RB 12.06.21 Von Jasmin Ohneszeit

Bananensprayer Thomas Baumgärtel hat sich erstmals in seiner Heimatstadt Rheinberg verewigt. Er sprühte eine Impfbanane an eine Fassade.

Nach und nach gab Ludger Willicks dem Künstler Thomas Baumgärtedie Spraydosen an: Erst die mit der weißen Farbe, dann die gelbe, die rote und dann die dunkelrote Dose. „Und vorher gut schütteln“, sagte Baumgärtel lächelnd.

Mit der einen Hand hielt er die Schablone fest, mit der anderen sprühte er den Lack an die Fassade. Dann war die Grundierung auch schon aufgetragen und die Umrisse der Impfbanane deutlich erkennbar.

Gestern hat Thomas Baumgärtel, der auch als Bananensprayer bekannt ist, die Impfbanane in seine Heimatstadt nach Rheinberg gebracht. Damit gab es zum ersten Mal eine offizielle Aktion von und mit dem Künstler in seinem Geburtsort. Das modifizierte Bananenmotiv sprüht er seit einigen Monaten als Dankeschön an Wände, Schilder und Fenster von Impfzentren und Einrichtungen, die sich mit großem Engagement im Kampf gegen Corona einsetzen.

Nun verewigte er sich bei den Caritas Wohn- und Werkstätten Niederrhein (CWWN) am „Haus am Außenwall“. Dort liegt die Impfquote bei fast einhundert Prozent. „Es haben sich alle 31 Mitarbeiter und 31 von 36 Bewohner impfen lassen“, sagte Einrichtungsleiter Wolfgang Strubel. Einen Corona-Fall habe es bisher glücklicherweise nicht gegeben. „Das ist definitiv eine Impfbanane wert“, lobte Baumgärtel.

Die Idee zur Impfbanane kam dem gebürtigen Rheinberger, der seit den 80er-Jahren in Köln lebt, als auch er vom Ausmaß der Corona-Pandemie überrascht wurde. „Wir bauten vier Museumsausstellungen auf, dann folgte plötzlich der erste Lockdown und die Museen waren zu. Ich wollte die Kunst dahinbringen, wo sie die Menschen noch sehen können. Da blieben nur die Straßen und die Hausfassaden“, erklärte er.

Mit seinem zehnjährigen Sohn begann er jeden Sonntag Bananen im öffentlichen Raum nicht zu sprayen, aber zu kleben. Unter anderem am Funkhaus des WDR in Köln. Als der erste Impfstoff Ende 2020 auf den Markt kam, entwickelte sich aus dieser Aktion nach und nach die Impfbanane.

Mit seiner Bananen-Kunst setzt sich Baumgärtel seit 35 Jahren für eine künstlerische Freiheit und die Meinungsfreiheit ein. Die Impfbanane soll daher ein Symbol für den Weg zurück zur alltäglichen Freiheit ohne Corona-Beschränkungen sein – das funktioniere aber eben nur mit den entsprechenden Impfungen. Rund 70 Impfbananen hat Baumgärtel mittlerweile in 40 deutschen Städten – darunter auch in Moers – gesprayt.

Die Impfbanane von Thomas Baumgärtel zieht die Hauswand des "Haus am Außenwall" der Caritas Wohn- und Werkstätte Niederrhein. Es ist das erste offizielle Kunstwerk des Künstlers in seiner Heimatstadt Rheinberg. 

Vier Sätze Schablonen hat er dafür schon benötigt. Mit drei verschiedenen Schablonen und sechs Farben sprühte er die Banane gestern direkt gut sichtbar an die Hauswand neben dem Eingang des Gebäudes der CWWN. Nach der Grundierung folgten die schwarzen Linien und Details, bevor giftgrüne Punkte aufgesprüht wurden, die das Virus symbolisieren sollen.

Zeit für ein paar Anekdoten blieb natürlich auch. „Ich habe meinen Zivildienst im früheren Rheinberger St.-Nikolaus-Krankenhaus absolviert und musste im OP immer die sterilen Instrumente auspacken und anreichen. Wenn ich jetzt die Impfbanane in Krankenhäuser bringe, drehe ich den Spieß um und lasse mir die Spraydosen vom Chefarzt angeben“, erzählte Baumgärtel.

In Rheinberg freute man sich, am Kunstwerk mitwirken zu dürfen. Neben Bewohner Ludger Willicks half auch Einrichtungsleiter Wolfgang Strubel fleißig mit. So schnell wie das Kunstwerk aufgetragen war, verschwindet es übrigens nicht mehr: „Das ist guter Autolack, der hält viele, viele Jahre“, sagte Thomas Baumgärtel und schmunzelt.

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