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01.02.2022

Barrierefreiheit auf drei Rädern

RP 01.02.2022

Mit Unterstützung der Charity-Aktion "Bewegen hilft" hat die Sonsbecker Wohnanlage St. Bernardin ein Spezialrad angeschafft. Das soll auch Menschen mit Behinderung Radtouren ermöglichen. Der Spaßfaktor überzeugte auf Anhieb.

Von Beate Wyglenda

Bei jeder Kurve drückt sich Renate Fink ein bisschen tiefer in den komfortablen Sitz. Das Tempo ist ungewohnt für die Bewohnerin der Wohnanlage St. Bernardin. Aber sie hat sichtlich Spaß bei der rasanten Fahrt, lacht und jauchzt, freut sich über jede weitere Runde im Hof des Wohnheims für Menschen mit Behinderung. Also tritt Volksbank-Chef Guido Lohmann noch kräftiger in die Pedale, steuert die große Einfahrt an, dehnt die Probefahrt spontan aus. Hätte das Wetter besser mitgespielt, wären beide womöglich einfach weitergefahren, hätten einen ausgedehnten Ausflug durch Sonsbecks idyllische Landschaft gemacht. Denn genau dafür ist das neue Spezialrad mit Elektroantrieb der Einrichtung vorgesehen. Es soll auch Menschen mit Handycap Fahrradausflüge ermöglichen. Die Sonderanfertigung aus dem Hause Reineke hat 10.000 Euro gekostet. Gespendet wurde das Geld dafür aus der Charity-Aktion „Bewegen hilft“, die Lohmann seit 2013 jährlich veranstaltet hat. Schon bei seinem ersten Besuch in der Einrichtung der Caritas Wohn- und Werkstätten Niederrhein (CWWN) sei er begeistert gewesen, wie Lohmann sagt: von der Wohnanlage, von der Betreuung – „und von Renate“. Die Bewohnerin engagiert sich als Vorsitzende des Heimbeirats und kümmert sich in St. Bernardin um die Pflege von Ziegen, Schafen, einem Pony, ihrer Hündin Nicky und mehreren Sittichen. „Beim Besuch damals war gerade der Ziegenbock altersbedingt gestorben“, erzählt Lohmann. „Also habe ich überlegt, wie man der Einrichtung eine Freude machen und Renate wieder aufheitern könnte.“ Die Lösung kam auf drei Rädern dahergefahren. Das alte behindertengerechte Spezialrad war in die Jahre gekommen. „Der Akku war nach 15 Jahren überholt und hatte keine Leistung mehr“, erzählt Einrichtungsleiter Thomas Wilmsen. „Deshalb wurde das Rad kaum noch genutzt.“ Das war nicht nur nach Ansicht von Barbara Telgen, Geschäftsbereichsleitung Soziale Teilhabe, sehr schade. „Mit einem Fahrrad wird der Radius für unsere Bewohner deutlich erhöht, um das eigene Umfeld erfahren zu können“, sagt Telgen. „Wir wollen unseren Bewohnern ja größtmögliche Normalität bieten. Und so wie jeder sich mal über einen Ausflug zum Eisessen freut, sollen auch unsere Bewohner diese Möglichkeit haben. Dank der Spende aus der Wohltätigkeitsaktion „Bewegen hilft“ konnte nun ein neues Spezialrad mit leichtem Tritt und starkem Motor angeschafft werden. Das Besondere: Die Sonderanfertigung verbindet zwei Fahrzeuge in einem: hinten E-Bike, vorne Rollstuhl. Beide Teile lassen sich über einen Hebel am Fahrradrahmen unkompliziert voneinander trennen. „Damit lässt sich das Rad auch leicht im Auto transportieren“, sagt Einrichtungsleiter Wilmsen. „Und bei einer Radtour in die Stadt oder in den Zoo beispielsweise kann der Rolli vor Ort separat genutzt werden.“ Das neue Spezialrad steht allen Bewohnern in St. Bernardin zur Verfügung. Viele könnten aber auch selbstständig E-Bike oder Ketcar fahren, so Telgen. Sie freut sich schon auf gemeinsame Fahrradausflüge im Frühjahr. Auch Volksbank Chef Lohmann ist dann eingeladen, um für Renate Fink wiederin die Pedale zu treten. Wohin es dann geht, ist der Bewohnerin egal. „Hier ist es überall schön“, sagt sie.

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